Das Wichtigste in Kürze:
- Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, deren Ursache meist eine erhöhte Purinaufnahme oder Alkoholkonsum ist.
- Dabei kommt es zu Ablagerungen von Harnsäurekristallen.
- Wiederholte Gichtanfälle können sich zu einer chronischen Form entwickeln.
- Deswegen sollte neben einer Ernährungsumstellung bei Gicht unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden.
Was versteht man unter Gicht?
Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung: Hohe Harnsäurespiegel im Blut (Hyperurikämie) führen zu Ablagerungen von Harnsäurekristallen, was wiederum zu diversen Beschwerden führen kann. Die Beschwerden, die dann auftreten, fasst man unter dem Bild eines akuten Gichtanfalls zusammen.
Was passiert im Körper bei einem Gichtanfall?
Die Kristalle der Harnsäure, die im Blut unterwegs sind, lagern sich in den Gelenken ab. Dort verursachen sie vielfältige Probleme durch Entzündungen. Die Folge sind Schmerzen, die mitunter sehr stark sein können.
Das Gelenk, was am häufigsten betroffen ist, ist das Großzehengrundgelenk (ca. 60% der Fälle). Aber auch Sprung- Knie oder Handgelenke können bei einem Gichtanfall betroffen sein.
Übrigens treten die Schmerzen normalerweise nachts auf! Glücklicherweise halten die Beschwerde nur wenige Tage an und klingen dann von alleine ab.
Akute und chronische Gicht
Ein akuter Gichtanfall wird oft durch einen hohen Alkohol-und Fleischkonsum ausgelöst. Beginnen werden die Probleme oft am Grundgelenk des großen Zehs, das anschwillt, rot wird und schmerzt. Sind noch mehr Gelenke an den Beinen betroffen, kann der Patient nur noch humpelnd laufen. Auch ohne Behandlung verflüchtigt sich ein solcher Anfall nach rund 8 Tagen. Ein neuerlicher Anfall kann Monate oder Jahre später erfolgen.
Wird ein Gichtanfall nicht behandelt, kann daraus die chronische Gicht werden. Dann bleiben die Schmerzen bestehen und die Gelenke verändern ihren Umfang und ihr Aussehen bis hin zur Funktionsuntüchtigkeit. Zwar sind solche chronischen Verläufe selten, doch die sich bildenden Knoten sind bis zu einem Zentimeter groß.
Je früher eine Gicht behandelt wird, desto besser ist die Prognose.
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Je früher eine Gicht behandelt wird, desto besser ist die Prognose.
DR. MED. INGO SCHMITZ-URBAN
ARZT UND ERNÄHRUNGSMEDIZINER
In einer ersten „asymptomatischen“ Phase hat der Patient keine Beschwerden. Dann folgt die zweite „akute“ Phase, in der ein erster Gichtanfall zu Schmerzen führt. Die Dritte ist die „interkritische“ Phase, in der der Betroffene zwischen zwei Gichtanfällen steht. Diese kann jahrelang anhalten. Unbehandelt kann es zur vierten Phase kommen, die „chronisch“ genannt wird.
Was sind die Ursachen eines Gichtanfalls?
Gicht ist primär eine Wohlstandserkrankung, die durch eine reichhaltige, purinreiche Ernährung und Alkoholkonsum ausgelöst werden kann. Durch die Aufnahme purinreicher Kost entsteht mehr Harnsäure, als der Körper ausscheiden kann und es kommt zu den gefürchteten Ablagerungen. Die fehlende Fähigkeit, viel Harnsäure zu verarbeiten, ist übrigens genetisch bestimmt, wird also vererbt.
Aber auch durch andere Erkrankungen kann ein Gichtanfall ausgelöst werden, so z.B. Nierenerkrankungen oder im Rahmen von Krebserkrankungen.
Lasse daher unbedingt bei wieder-auftretenden Gicht-Anfällen die Ursache ärztlich abklären.
Diagnosestellung
Ein erfahrener Mediziner erkennt einen Gichtanfall schnell. Folgende Faktoren sprechen für einen Gichtanfall:
- Vorherige Aufnahme einer großen Nahrungsmenge / Alkohol (typisch ist das Auftreten an Weihnachten)
- Schmerzhafte und plötzliche Entzündung eines einzelnen Gelenks (v.a. Großzeh oder Knie)
- Ausschluss anderer Ursachen, z.B. eine Verletzung
Außerdem kann eine Blutuntersuchung durchgeführt werden, in der der Harnsäurespiegel gemessen wird. Beachtet werden sollte, dass in ca. 30% der Fälle der Spiegel nicht erhöht ist!
Eine weitere Methode ist die Gabe von Colchicin, dies wird jedoch heutzutage selten praktiziert.
Welche Lebensmittel können Gicht auslösen?
Während für eine genetische Veranlagung und auch eine etwaige andere Erkrankungen niemand etwas kann, gibt es auch Ursachen, die beeinflussbar sind. Hauptsächlich ist dies eine purinreiche Ernährung.
Purine finden sich in großen Mengen in:
- Fleisch
- Innereien
- Fisch
- Meeresfrüche
- Hülsenfrüchte
- Spinat
- Sojaprodukten
Da Alkohol die Harnsäureausscheidung hemmt, können auch z.B. Bier oder Wein einen Gichtanfall auslösen.
Dadurch nimmt die Konzentration der Harnsäure im Blut zu und die Symptome verschlimmern sich. Gerade wenn man z.B. im Rahmen einer Low Carb Diät mehr Fleisch ist, sollte man für die Möglichkeit von Gichtanfällen sensibilisiert sein. Es ist aber sowieso von Vorteil, auch in einer Low Carb Ernährung nicht zu viele tierische Produkte zu sich zu nehmen, da dies auch zulasten der Gesundheit und Lebenserwartung gehen kann. Wenn du dich für eine pflanzenbasierte, kohlenhydratreduzierte Ernährung interessierst, empfehle ich dir meinen Artikel zu veganer Low Carb Ernährung.
Therapie von Gicht
Eine Behandlung ist sinnvoll, auch wenn der Anfall ohne weitere Maßnahmen schnell wieder abklingen würde. Die Therapie sorgt dafür, dass der Harnsäurespiegel im Blut sinkt und so weiteren Anfällen vorgebeugt wird.
Therapiebausteine sind:
- Änderung der Ernährungsgewohnheiten, v.a. Reduktion purinreicher Kost und Vermeidung von Alkohol
- Erhöhung der Trinkmenge auf mind. 1,5-2 Liter Wasser pro Tag
- Reduktion von Körpergewicht
- Gabe von Schmerzmitteln (kein Aspirin, besser Diclofenac)
- Kühlen
Da der Ernährung bei Gichtanfällen ein hoher Stellenwert zukommt, sollte man darauf achten, nicht zu viele purinreiche Lebensmittel wie z.B. Fleisch zu sind zu nehmen. Eine Alternative sind pflanzliche Eiweißquellen wie z.B. aus Lupinen. Aber auch der Fachhandel bietet bereits purinfreies Eiweiß als Pulver an, was bedenkenlos genutzt werden kann. Es kommt immer auf den Puringehalt in den Nahrungsmitteln an.
Das Fazit vom Fitnessdoc
Gicht ist eine Wohlstandserkrankung, die v.a. durch purinreiche Ernährung und Alkohol ausgelöst wird. Dadurch ist sie aber auch gut behandelbar - wer auf seine Ernährung achtet, Alkohol reduziert und genug trinkt, tut viel dafür, dass aus einem akuten Gichtanfall keine chronische Gicht wird.
Dr. med. Ingo SChmitz-Urban
Arzt und Ernährungsmediziner