Biologischer BMI – Ist dieser neue Body-Mass-Index zuverlässiger als der traditionelle BMI?

Beitrag von Dr. med. Ingo Schmitz-Urban, zuletzt aktualisiert am 23. März 2023

Beitrag von Dr. med. Ingo Schmitz-Urban, zuletzt aktualisiert am 23. März 2023

In einer aktuellen Nature-Studie wurde der biologische BMI vorgestellt, der im Unterschied zum klassischen Body-Mass-Index nicht nur Körpergröße und Gewicht in Relation setzt, sondern aus vielen Biomarkern im Blut auf die Gesundheit schließen kann. Doch wie zuverlässig ist der biologische BMI wirklich? Das erfährst du in diesem Artikel!

Das Wichtigste in Kürze:

  • Der klassische BMI berechnet sich aus Körpergröße und Körpergewicht.
  • Danach kann man je nach Wert in unter-, normal- oder übergewichtig eingeteilt werden.
  • Jedoch ist der BMI nicht so genau, 30% werden falsch eingruppiert.
  • Abhilfe soll der biologische Body-Mass-Index schaffen, der zusätzlich diverse Biomarker im Blut einbezieht.
  • Durch den biologischen BMI lässt sich die Gesundheit genauer beschreiben, außerdem reagiert der Wert schneller auf Lifestyle-Änderungen wie gesündere Ernährung oder Sport.

Klassischer BMI

Der Body-Mass-Index (BMI), früher als Quetelet-Index bezeichnet, wird seit langem als Maß für den Ernährungsstatus einer Person verwendet. Entwickelt wurde der BMI bereits vor knapp 200 Jahren, im Jahr 1832. Er wird nach folgender einfacher Formel berechnet:

BMI = Gewicht in kg / Körpergröße in m²

So erhält man einen Wert, mit dem man Menschen in Kategorien wie Untergewicht, Normalgewicht oder Übergewicht einteilen kann.

Folgende Abstufungen finden sich der WHO-Einteilung:

  • unter 18,5: Untergewicht
  • 18,5 - 24,9: Normalgewicht
  • 25,0 - 29,9: Leichtes Übergewicht
  • 30,0 - 34,9: Adipositas (Fettleibigkeit) 1. Grades
  • 35,0 - 39,9: Adipositas 2. Grades
  • Über 40,0: Adipositas 3. Grades
  • Wenn du deinen BMI erfahren willst, erfährst du diesen neben deinem persönlichen Kalorienbedarf in meinem Kalorienrechner.

Der BMI wird in der allgemeinen Bevölkerung als guter Indikator für den Ernährungsstatus und daraus resultierend den allgemeinen Gesundheitszustand angesehen. Ein hoher BMI wird zum Beispiel mit einer Vielzahl von chronischen Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs in Verbindung gebracht.

Aber neuere Forschungen deuten darauf hin, dass der BMI allein nicht genau genug sein könnte. So schätzt man, dass ca. 30% der Menschen in eine falsche Gruppe eingruppiert werden. Ein Beispiel wäre, dass jemand trotz eines normalen BMIs eine hohe Menge viszeralen Bauchfetts hat, was die Gesundheit langfristig bedeutend beeinträchtigen kann.

Außerdem kann der BMI durch stark oder schwach ausgeprägte Muskelmasse und Knochendichte verzerrt werden.

Diese problematischen Aspekte des klassischen BMI haben zur Entwicklung des biologischen Body-Mass-Index geführt.

Mann wiegt sich, während Frau den BMI berechnet.

Neuer biologischer BMI

Der biologische BMI wurde von Forschern rund um Kengo Watanabe am Institute for Systems Biology (ISB) in Seattle entwickelt und kürzlich in einer Studie im Nature-Magazin veröffentlicht. Doch wie funktioniert der biologische BMI genau?

Die Forscher haben durch die sorgfältige Untersuchung und Analyse von über 1.000 Biomarkern aus Blutproben wie z.B. Proteinen oder Stoffwechselprodukten von über 1.000 Personen im Alter von 18 bis 90 Jahren unter Anwendung künstlicher Intelligenz den neuen biologische BMI, oder auch BMI 2.0 entwickeln können.

Wer ein Interview der Forscher sehen möchte, dem empfehle ich folgendes Video:

Zum Abspielen Klicken

Genauere Vorhersagekraft des biologischen BMI

Erstaunlicherweise ergab der biologische Body-Mass-Index, dass genau 30% der Probanden eine andere BMI-Klasseneinteilung erhielten - dies könnten genau die 30% sein, die mit der klassischen Methode falsch eingruppiert werden.

Durch den neuen BMI lassen sich also unter der Berücksichtigung diverser Biomarker genauere Ergebnisse über den Ernährungs- und vor allem den Gesundheitszustand treffen.

Was bringt der neue biologische BMI?

Größter Vorteil des biologischen BMI sei laut den Forschern des ISB die höhere Genauigkeit und bessere Einschätzung des Ernährungs- und Gesundheitszustands: Die Studie legt nahe, dass Fettleibigkeit, Stoffwechselkrankheiten und chronische Krankheiten mit personalisierten Behandlungen, die auf dem biologischen statt dem klassischen BMI einer Person basieren, effektiver behandelt werden könnten.

Die Forscher sehen auch Vorteile z.B. beim Abnehmen: So reagiert der biologische BMI viel schneller als der klassische BMI. Dies kann gerade Menschen motivieren, die trotz Diät und Bewegung zunächst nicht oder nur sehr langsam abnehmen. Denn wer sieht, dass die Bemühungen sich objektiv messbar in einer besseren Gesundheit abzeichnen, der hat mehr Motivation weiterhin am Ball zu bleiben.

Wenn du weitere Tipps zum Abnehmen und gesunder Ernährung möchtest, schau dir gern die anderen Beiträge auf fitnessdoc.net an!

Das Fazit vom Fitnessdoc

Der neue biologische BMI ist eine genauere Messmethode zur Einschätzung der Gesundheit als es der klassische BMI ist. Das verwundert nicht, denn der biologische BMI bezieht eine Vielzahl von Blutmarkern ein, während der klassische BMI nur Größe und Gewicht berücksichtigt. Es ist spannend zu beobachten, welche Möglichkeiten neue Analysemethoden und der Einbezug künstlicher Intelligenz für unsere Gesundheit bieten. Es bleibt abzuwarten, ob der biologische BMI Einzug in die Praxis haben und in Zukunft z.B. in Rahmen von Präventionsprogrammen routinemäßig bestimmt werden wird. 

Dr. med. Ingo SChmitz-Urban

Arzt | Tätigkeitsschwerpunkt Ernährungsmedizin

FAQ

Was ist der BMI?

Der BMI (=Body-Mass-Index) ist eine Maßeinheit, die verwendet wird, um das Körpergewicht in Relation zur Körpergröße zu setzen. Die Formel lautet BMI = Gewicht in kg / Größe in m².

Gibt es Einschränkungen bei der Verwendung des BMI als Messgröße für die Gesundheit?

Ja, der BMI kann bei einigen Personen ungenau sein, insbesondere bei Personen mit sehr viel Muskelmasse, älteren Menschen und Schwangeren. Man schätzt, dass 30% falsch eingruppiert werden.

Was ist der biologische BMI?

Der biologische BMI ist eine alternative Form des BMI, bei dem zusätzlich neben Größe und Gewicht diverse Biomarken aus dem Blut berücksichtigt werden. Mittels künstlicher Intelligenz wird aus der Kombination der Faktoren der biologische BMI berechnet. Dieser Wert ist präziser als der klassische BMI.

Kann ich den biologischen BMI selbst berechnen?

Nein, der biologische BMI kann nicht selbst berechnet werden. Denn zum einen müssen Blutproben entnommen und diverse Laborparameter bestimmt werden, zum anderen wird der BMI mittels künstlicher Intelligenz aus den vielen Daten berechnet.

  • Cool, ich bin gespannt, wann so etwas in unseren Alltag Einzug hält… Spannend, wie die Medizin sich immer weiter entwickelt und auch AI mit genutzt wird!

  • Herr Herr Schmitz-Urban,

    Ich habe gerade Ihren Artikel zum biologischen BMI gelesen und ich bin sehr beeindruckt von der Art und Weise, wie Sie dieses Thema präsentiert haben. Der Artikel hat mir einen tieferen Einblick in die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu diesem Thema gegeben.

    Ich selber bin promovierter Chemiker, seit einigen Jahren jedoch nicht mehr im Beruf aktiv. Deswegen freue ich mich über aktuelle, wissenschaftliche Artikel.

    Was ich an dem Artikel besonders schätze, ist die Art und Weise, wie Sie die Konzepte und Zusammenhänge klar und prägnant erklärt haben. Ich fand es besonders interessant zu erfahren, wie der biologische BMI im Gegensatz zum herkömmlichen BMI eine genauere Vorstellung davon geben kann, ob jemand gesundheitliche Risiken aufgrund von Übergewicht hat. Sehr aufschlussreich!

    Insgesamt ist dies ein äußerst lesenswerter Artikel, der auf dem neuesten Stand der Wissenschaft zum Thema Körpergewicht und Gesundheit basiert. Ich kann ihn jedem empfehlen, der sich für dieses Thema interessiert und mehr darüber erfahren möchte, wie der biologische BMI helfen kann, gesundheitliche Risiken zu identifizieren und zu minimieren. Ich bin ebenfalls gespannt, was die Zukunft bringt!

    Herzliche Grüße
    Manfred Berger

  • spannend, ich wusste zwar, dass der bmi nicht so genau ist, aber das 30% falsch liegen… warum wird der bmi dann noch so viel genutzt?

    • Hallo Thorsten,

      das ist in der Tat eine gute Frage… Wahrscheinlich wird er so gerne genutzt, weil er scheinbar eine objektive Einteilung zulässt.

      Bleibt zu hoffen, dass der klassische BMI durch genauere Marker ersetzt wird.

      Sollte der biologische BMI allerdings auf den Markt kommen, so sicherlich in einer „abgeschwächten“ Variante, bei der die wichtigsten Biomarker ausgewählt werden, um den Score zu berechnen.

      Viele Grüße

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