Das Wichtigste in Kürze:
- Akupunktur ist ein Verfahren der traditionellen chinesischen Medizin
- Dabei werden feine Nadeln an bestimmte Punkte gesetzt, um den Energiefluss, das Chi, wiederherzustellen.
- Auch zur Behandlung von Übergewicht wird Akupunktur angeboten.
- Dabei wird oft am Ohr akupunktiert, dies nennt sich Ohr-Akupunktur.
- Die Studien zeigen einen moderaten Effekt zur Gewichtsreduktion.
- Aufgrund möglicher Nebenwirkungen sollte auf die Erfahrung des Akupunkteurs geachtet werden.
Was genau ist Akupunktur?
Bei Akupunktur handelt es sich um eine alte chinesische Heilmethode, bei der dünne Nadeln in bestimmte Punkte des Körpers gestochen werden, um den Energiefluss anzuregen. Es wird angenommen, dass die Wirkung von Akupunktur vor allem auf der Freisetzung natürlicher Endorphine basiert; die traditionelle chinesische Medizin erklärt die Wirkung hingegen mit einer Auflösung von Blockaden von Energiebahnen und Verbesserung des Energieflusses im Körper - dem so genannten Chi.
Akupunktur wird bei einer Vielzahl von Beschwerden eingesetzt: Vor allem bei der Schmerzlinderung ist die Wirkung in vielen Studien nachgewiesen worden, so z.B. bei Migräne, Nackenschmerzen oder auch Kopfschmerzen (1). Akupunktur wird darüber hinaus aber auch zum Stressabbau, bei Angstzuständen und anderen körperlichen und geistigen Gesundheitsproblemen eingesetzt.
Es gibt einige Befürworter, die Akupunktur auch zur Gewichtsabnahme einsetzen. So gibt es in Deutschland zahlreiche Anbieter und Personen, die Abnehmen mit Akupunktur einsetzen. Doch wie soll das funktionieren?
Akupunktur für Gewichtsabnahme
In der Theorie soll das Setzen von Nadelstichen auf den Akupunkturpunkten durch einen verbesserten Energiefluss Folgendes bewirken:
- Eine Anregung des Stoffwechsels
- Eine Verringerung von Appetit bzw. Hunger
- Eine Verringerung von Stress
- Eine Normalisierung der Funktion innerer Organe, wie Leber oder Hormonsystem
Wie wirkt Akupunktur?
Die Wirkweise von Akupunktur ist bis heute nicht geklärt, es gibt dazu lediglich Theorien:
Eine dieser Theorien besagt, dass Akupunktur auf neurobiologischer Ebene wirkt. Die Nadeln würden die Durchblutung an der Einstichstelle fördern und den Körper auf diese Weise stimulieren. Die Stimulation würde wiederum zur Ausschüttung von Hormonen und Neurotransmitter führen, was wiederum die Schmerzweiterleitung blockieren, Schmerzen reduzieren und den Körper in sein Gleichgewicht zurückbringen soll.
Bis heute ist dieser Mechanismus allerdings wissenschaftlich nicht bewiesen. Auch konnten bislang keine Energiebahnen im Körper nachgewiesen werden. Deshalb ist die Methode umstritten. Denkbar wäre auch eine Wirkweise, die rein auf dem Placebo-Effekt beruht.
Trotzdem wird Akupunktur immer wieder als Verfahren zur Gewichtsreduktion beworben. Wie funktioniert also genau das Abnehmen mit Akupunktur und was bringt das Verfahren, um Gewicht zu verlieren?
Wo werden die Nadeln bei dieser Akupunkturform gesetzt?
Es gibt 2 Punkte, die bei Übergewicht und Adipositas eingesetzt werden:
- Der beliebteste Punkt für das Verfahren Abnehmen mit Akupunktur ist das Ohr - man spricht hier von der aurikulären Akupunktur oder Ohr-Akupunktur.
- Ein weiterer Akupunkturpunkt gegen Übergewicht ist der Bauch, in diesem Fall spricht hier von der abdominalen Akupunktur.
Sonderform Fadenakupunktur
Eine besondere Form der Akupunktur ist die so genannte Fadenakupunktur, im englischsprachigen Raum ist das Verfahren als "Catgut embedding" bekannt. Bei diesem Verfahren wird chirurgisches Nahtmaterial in die Haut eingebracht, das sich nach einer Weile selber auflöst. Das Ziel der Fadenakupunktur ist die Langzeitstimulation der Triggerpunkte. Bei Übergewicht wird das Verfahren jedoch selten angewendet.
Sonderform Moxibustion
Eine weitere Variante ist die so genannte Moxibustion: Dabei werden an den gewünschten Akupunkturpunkten glimmendes Moxakraut angebracht, um diese Punkte lokal zu erwärmen. Auch dieses Verfahren wird eher selten angewendet.
Wie effektiv ist Abnehmen mit Akupunktur?
Wie bereits weiter oben erwähnt, soll die Akupunktur auf verschiedenen Wegen das Abnehmen unterstützen. Doch wie effektiv ist das Verfahren im Rahmen einer Diät wirklich? Schauen wir uns dazu die Studienlage an:
Die erste Studie, die das Abnehmen mit Akupunktur untersucht hat, erschien 1975 (2). Hier konnte erstmals gezeigt werden, dass man durch Akupunktur eventuell das Abnehmen unterstützen könnte. Seitdem sind viele weitere Studien dazu erschienen, vor allem in den letzten 15 Jahren wurde das Thema intensiv erforscht.
2022 ist eine große Übersichtsarbeit erschienen, die insgesamt über 300 Studien umfasste (3). Die Studie sieht einen leichten Nutzen des Akupunkturverfahrens, v.a. bei der Ohrakupunktur: Hier zeigte sich eine leichte Reduktion von Körpergewicht und Body Mass Index (BMI), die Akupunktur konnte also erfolgreich das Abnehmen unterstützen. Hier muss jedoch erwähnt werden, dass die Teilnehmer nicht einfach nur mit Akupunktur behandelt wurden, sondern in der Regel zu einer gesunden, kalorienärmeren Ernährung beraten und so mehr Bewegung bzw. Sport motiviert wurden.
Einschränkend muss man auch erwähnen, dass die Qualität der Studien meist leider nicht den höchsten wissenschaftlichen Standards entsprach. So ist ist es auch möglich, dass der Placebo-Effekt ebenfalls in die Ergebnisse mit reinspielen könnte.
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Einschränkend muss man auch erwähnen, dass die Qualität der Studien meist leider nicht den höchsten wissenschaftlichen Standards entsprach. So ist ist es auch möglich, dass der Placebo-Effekt ebenfalls in die Ergebnisse mit reinspielen könnte.
DR. MED. INGO SCHMITZ-URBAN
ARZT | TÄTIGKEITSSCHWERPUNKT ERNÄHRUNGSMEDIZIN
Akupunktur könnte also ein Wirkung in Puncto Abnehmen haben, obwohl der Effekt allenfalls als mäßig bezeichnet werden kann.
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Akupunktur zum Abnehmen funktioniert eher mäßig, so deuten zumindest die Studien darauf hin. Es ist aber absolut möglich - und darüber hinaus noch sinnvoll - ohne Hunger abzunehmen. Denn nicht die Menge der zugeführten Nahrung ist entscheidend, sondern die Qualität deiner Ernährung. So kannst du mit der richtigen Auswahl der Lebensmittel sogar mehr essen und trotzdem abnehmen.
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Zurück zur Akupunktur: Neben der potenziellen Wirkung von Akupunktur müssen auch potenzielle Risiken betrachtet werden. Welche Risiken hat das Verfahren?
Nebenwirkungen von Akupunktur
Es gibt verschiedene Risiken bei Akupunktur (4):
- Infektionen: Da die Haut durchstochen wird, können ggf. Keime eindringen und Infektionen auslösen. Akupunkteure verwenden heute in der Regel Hautdesinfektion und sterile Einmalnadeln, um das Risiko von Infektionen oder Entzündungen an der Einstichstelle zu verringern.
- Blutungen: Blutungen oder Blutergüsse können ebenfalls als Folge nach der Behandlung auftreten.
- Schmerzen: Obwohl das Verfahren schmerzarm ist, kann es nach der Behandlung zu Schmerzen kommen.
- Kreislaufbeschwerden: Gerade bei einer Überempfindlichkeit gegenüber Nadeln kann es zu Kreislaufbeschwerden, Schwindel, Übelkeit oder Bewusstlosigkeit kommen.
Seltener sind schwere Folgen wie Nervenreizungen oder Verletzungen an Organen. Trotzdem sind diese theoretisch möglich, deswegen sollte auf eine gute Ausbildung des Akupunkteurs geachtet werden.
Beachten sollte man auch den zeitlichen Aufwand für die Akupunktur: Wer mit Akupunktur abnehmen möchte, muss 2-3 mal pro Woche in die Praxis fahren - und das für einige Wochen. Das bedeutet einen nicht unerheblichen Aufwand.
Das Fazit vom Fitnessdoc
Akupunktur ist als Verfahren der traditionellen chinesischen Medizin in den letzten Jahren ein immer beliebteres Verfahren geworden. Obwohl sich in Studien ein moderater Effekt gezeigt hat, also Körpergewicht und BMI reduziert wurden, ist das Ergebnis aufgrund der moderaten Qualität der Studien nicht ganz aussagekräftig. Auf der anderen Seite sprechen auch gewisse Risiken gegen einen Einsatz bei der Volkskrankheit Übergewicht. Wer das Verfahren ausprobieren möchte, sollte unbedingt darauf achten, einen erfahrenen Akupunkteur zu wählen, sodass die Behandlung nicht unangenehme Konsequenzen für die Gesundheit nach sich zieht.
Dr. med. Ingo SChmitz-Urban
Arzt | Tätigkeitsschwerpunkt Ernährungsmedizin
Quellenangaben:
- 1. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21359919/
- 2. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/1190118/
- 3. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35669360/
- 4. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28611366/